Von den Feuerwerksfahrten habe ich bislang nur gehört. Mein Standartplatz beim Feuerwerk des Hafengeburtstags ist oben vor der Jugendherberge. Da hat man noch Platz zum Drehen und Stehen, einen guten Blick auf das Feuerwerk und man ist schnell wieder weg. Mehr als einmal bin ich direkt im Anschluss zur Haltestelle Stadthausbrücke gelaufen und habe den letzten Sitzplatz in der S-Bahn Richtung Wedel auf diese Art und Weise ergattert. Die Menschenmassen steigen dann immer erst eine Haltestelle später ein.
Immer, bis auf das letzte Mal, habe ich mir das Feuerwerk so allein angesehen. Aber zu zweit macht das eigentlich mehr Spaß.

Es ist Samstag nachmittag und ich stehe bei Jens im Büro, um meine Teilnahme am Schlepperballett zu regeln. Ein bisschen scherzhaft und mit breitem Grinsen erwähne ich beiläufig, dass ich mir auch noch keine Feuerwerksfahrt organisiert habe. Er wird sehr ernst und sagt: “Das kriegen wir doch aber hin”. Und er kriegt es hin. Ein Anruf und mein Platz und der meines Begleiters ist auf dem Schlepper geregelt, der das Kreuzfahrtschiff zum Feuerwerk begleitet. Wow. Das ist wirklich sehr viel mehr als ich mir hätte erträumen können.

Der Schlepperkapitän ist einer der gemütlichen Sorte. Er erklärt uns kurz und knapp, wo wir uns aufhalten dürfen und wo nicht. Sein Vater ist für diese Fahrt auch mit an Bord. Wir kommen über die verschiedensten Dinge ins Gespräch. Super! Und er erwähnt immer wieder, dass er gar nicht versteht, warum wir mit ihm an Bord sind und diesen Kanickelstall durch die Gegend fahren. Er würde ja dafür bezahlt, aber wir… Wieder diese flapsige Art. Diese Männer, die sehr gut sind in dem, was sie tun und gleichzeitig kein Wort der Anerkennung hören wollen. Sehr genial, so nah dran sein zu dürfen.

Die Stimmung ist eh heiter. Es gibt viel zu gucken auf dem Wasser – schließlich ist alles, was sich Boot nennt, unterwegs. Über den Funk wird durchgesagt, dass der Bereich zwischen A und B von 22:00 bis 23:00 gesperrt ist. “Die Sperre ist nun aktiv. Bitte verlassen Sie den Sperrbereich.” Ein Segler meint, er habe mit dem einen Kollegen abgesprochen, dass er noch durch dürfe zu seinem Liegeplatz. Die Antwort: “Bitte verlassen Sie den Sperrbereich.” Klare Worte. Keine Diskussion. Dies alles dauert länger, als es dem einen Polizisten lieb ist. Nach langem Hin und Her brüllt er über den Funk: “Verlassen Sie SOFORT den Sperrbereich. SOFORT!!!” Kurze Stille. Von einem andern Boot hört man eine Stimme sagen: “Können Sie dem Kollegen mal bitte Baldrian geben?” Wir lachen, und zwar alle.

Mein Thema ist nach wie vor das in Bereiche hineinkommen, in die kein anderer darf. Zurzeit fällt mir das auffällig häufig zu. Das Schlepperballett war eine dieser Situationen. Diese Feuerwerksfahrt der besonderen Art ist eine andere. Wo befinden wir uns? Im Sperrbereich, den alle anderen Boote verlassen mussten. Direkt zwischen Feuerwerk und Kreuzfahrtschiff.
Einmal mehr wurden mir Türen geöffnet, die niemandem anders offen stehen.
Ein bisschen überwältigend ist das schon.

Das Feuerwerk ist natürlich wunderschön, vor allem mit der Kulisse des Giganten und der anderen Schiffchen. Diesmal bin ich nicht im Gedränge. Und ich bin auch nicht allein. Das Leben ist wirklich interessant, wenn auf einmal Dinge geschehen, die das, was man sich selbst erträumen kann, übersteigen.

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